Jacquline Michl, BA MA

Die Konstruktion und Entwicklung pädagogischer Professionalität – eine Vergleichsstudie zwischen Quer- und Berufseinsteigern im Lehrberuf

Betreuung: Ilse Schrittesser
Zeitraum: 2018-2022
Kontakt: jacqueline.michl@univie.ac.at

Angesichts stetig wachsender Heterogenität der Gesellschaft ist auch die Heterogenität in österreichischen Klassenzimmern ein Thema, das immer wieder seinen Weg in den Fokus der Öffentlichkeit findet. Damit eng verwoben sind veränderte Anforderungen an die Lehrkräfte, deren Aufgaben abseits von Wissensvermittlung und pädagogischer Erziehung ein immer breiteres Spektrum annehmen. Zu groß sei die österreichische Schülervielfalt und die komplexer werdenden Ansprüche – es gehe nicht mehr nur um einfache Wissensvermittlung, ebenso zählen die Vermittlung adäquater sozialer Kompetenzen, sprachlicher und digitaler Kompetenzen ebenso wie pädagogische Führung und Erziehung der SchülerInnen uvm. zu den oberen Agenden des modernen Lehrplans. Die klassische Ausbildung der Lehrperson steht damit laufend zur Diskussion. Dahingehend formierten sich schon vor einigen Jahren Initiativen, die es sich zum Ziel gemacht haben, Kindern aus so genannten „bildungsfernen Schichten“ zu ermöglichen, einen weiterführenden Bildungsweg zu gehen, da Bildung auch in Österreich immer noch zu einem großen Anteil Vererbungscharakter in sich trägt (vgl. PISA, TIMMS, IGLU u.a.). So nehmen Initiativen wie Teach for Austria seit einigen Jahren so genannte „Brennpunktschulen“ in den Fokus und entsenden Lehrkräfte für mind. 2 Jahre, um die Bildungschancen jener SchülerInnen zu erweitern. Dies wirft allerdings auch die Frage auf, ob und wie sich die LehrerInnenbildung in Österreich zu positionieren hat, um auf die sich stetig verändernden Anforderungen an das Lehrerhandeln adäquat reagieren zu können und diese bestmöglich bereits in der Ausbildung aufgreifen um damit die Weiterentwicklung des Lehrberufes und der Schulbildung selbst zu unterstützen.

So möchte das beabsichtigte Forschungsvorhaben die Frage adressieren, mit welchen Unterschieden oder Gemeinsamkeiten Fellows von Teach for Austria und AbsolventInnen der Universität Wien in den Lehrberuf einsteigen und ihre persönliche „professionelle Identität“ in den ersten Berufsjahren ausformen. Die zentralen Fragen, die sich dabei stellen, sind, wie sich diese Personen im Klassenzimmer positionieren, woran sie ihre Vorstellung von Professionalität festmachen, wie diese konstruiert und entwickelt wird.

Das Verständnis, wie sich Professionalität im pädagogischen Kontext unter verschiedenen Ausgangslagen konstruiert und entwickelt ist eng damit verwoben, an welchen Stellen sich in der Ausbildung noch wichtige Themen aufgreifen und umsetzen lassen und wo und wie auf dem Weg zu einer „besseren Schule“ von- und miteinander gelernt werden kann. Damit in Verbindung steht auch das Interesse, den pädagogischen Beruf mehr im Feld der Professionen verorten zu können, als dies derzeit anhand gängiger und anerkannter Theorien möglich ist.

 

Literatur (vorläufiger Auszug):

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