Call for Ideas - Networking & Workshop: Bildung und Nachhaltigkeit (25. März 2022, 9.00–15.00 Uhr) / Call for Ideas - Networking & Workshop: Education and sustainability (March 25, 2022, 9am–3pm)

08.02.2022

Wir suchen Biwi- und ZLB-Kolleg*innen (Prä-/Post-Docs und darüber hinaus), die sich wie wir für die verwickelten Zusammenhänge zwischen Bildung und Nachhaltigkeit interessieren. Habt ihr Euch/Haben Sie sich in Forschung, Lehre oder anderweitig mit diesem Thema beschäftigt? Würdet ihr Euch/Würden Sie sich gerne treffen und Eure/Ihre Gedanken dazu austauschen? Dann seid Ihr/sind Sie herzlich eingeladen, am 25. März an einem Workshop und Networking-Termin zum Thema Bildung und Nachhaltigkeit teilzunehmen.

 

We are looking for Biwi and ZLB colleagues (pre-/post-doc and beyond) who, like us, have an interest in the relationship between education and sustainability. Have you engaged with this topic in your research, teaching, or otherwise? Would you like to meet and share your thoughts on this? Then you are most welcome to join us on March 25. Our meeting will feature ideas (e. g. presentations, posters, papers – whatever form you find appropriate) relating to sustainability and education and will also provide ample opportunity for networking.

Mögliche Themenfelder können sein:

 

Konzeptionen und Praktiken in Bezug auf Natur, Kultur und Nachhaltigkeit

 

Die ‚Natur‘ hat in allen Bildungs- und Lerntraditionen große Bedeutung. Einerseits dient sie als Fluchtpunkt, der Formen des ‚natürlichen‘ Lernens vorgeben soll. Andererseits hat das Wissen um die physische Welt kontinuierlich an Bedeutung gewonnen, wobei dem Naturkundeunterricht wechselweise moralische, religiöse, ökonomische und politische Bedeutung beigemessen wurde. Gleichzeitig folgten auf periodisch auftretende Sorgen um das Verhältnis zwischen ‚Mensch und Natur‘ fast zwangsläufig Bildungsinitiativen, die die Lösung von als problematisch verstandenen Entwicklungen zumindest teilweise kommenden Generationen zu überantworten suchten. Wie kann nun der kulturelle Umgang mit Natur und Naturkonzepten erforscht und auf seine Rolle in verschiedenen Bildungssystemen und -konfigurationen hin untersucht werden? Welche Methoden bieten sich an? Inwieweit lässt sich noch auf den in der Bildungsforschung traditionellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Methodenfundus zurückgreifen? Braucht es zukünftig zum Beispiel eine Neuorientierung in Richtung der Natur- bzw. Lebenswissenschaften? Kurz: Wie lässt sich eine Bildungswissenschaft der Nachhaltigkeit denken und umsetzen?

 

Formen des Wissens, Wissensproduktionen und nachhaltige Epistemologien

 

Die Produktion von Wissen ist sowohl kontextbedingt als auch verschiedenen Machtdynamiken unterworfen: Soziale, kulturelle, politische und ökonomische Parameter haben einen Einfluss darauf, was wir als legitimes und wertvolles Wissen betrachten. Verschiedene Zentrismen in der Globalgeschichte der Wissensproduktion – europäisch/‚westlich‘/‚nördlich‘, weiß, männlich, Mittelschicht, ohne Behinderung usw. – haben unseren Blick auf Möglichkeiten des Wissenserwerbs sowie auf der Beschaffenheit des zu erwerbenden Wissens verengt, was sich auch auf die Inhalte und Prozesse formalen und nicht formalen Lernens auswirkt. Diese epistemologische und pädagogische Verkürzung geht einher mit einem gleichermaßen verkürzten Verständnis von Mensch-Umwelt-Beziehungen und von Wechselbeziehungen zwischen Kultur und Natur, mit potenziell schwerwiegenden Folgen für nachhaltige Entwicklung.

 

Wir würden gern Ideen zusammenbringen z. B. zu den folgenden Fragen:

 

  •  Wie ist das Zusammenspiel zwischen formalisiertem (z. B. curricularem oder (Schul-)Wissen und anderen Wissenstypen, und was sind mögliche Auswirkungen auf nachhaltige Lebensweisen?
  • Wie formen und reproduzieren (geo-)politische Dimensionen von Wissensproduktion globale und lokale epistemische Ungleichheiten, und werden dadurch wichtige Perspektiven auf Nachhaltigkeit in den Hintergrund gedrängt?
  • Was bedeutet die (neo-)koloniale Tendenz, gültiges Wissen und gute Bildung zu definieren, für nachhaltige Interaktionen zwischen Familien, Gemeinschaften und Institutionen (wie z. B. formale und nicht formale Bildungssituationen), und welche Möglichkeiten der dekolonialen Bildung sind denkbar?

 

 

Unterschiedliche Verständnisse und Narrative von Nachhaltigkeit

 

In internationaler, interkultureller und transgenerationaler (Forschungs-)Perspektive und Denktradition spielen unterschiedliche Facetten von Nachhaltigkeit eine Rolle.


Welche weiteren Perspektiven rahmen Eure/Ihre Forschung?

So sind beispielsweise Fragen danach, was Natur eigentlich ist, wie die Wichtigkeit des Schutzes der Natur oder das Verständnis für vulnerable Zusammenhänge zielgruppengerecht vermittelt werden können oder welche Bedeutung die Verwendung von naturnahen Begrifflichkeiten in unterschiedlichen Sprachen oder kulturellen Räumen hat und wie Traditionen im Einklang mit oder der Nutzbarmachung von Natur konserviert oder weiterentwickelt werden können von bildungswissenschaftlicher Relevanz.

 

Welche anderen Fragen sind in Eurem/Ihrem Nachdenken gerade relevant?

Demgegenüber steht die Notwendigkeit, mit den Folgen ökonomisierter, technologisierter und normierter Ansätze der Nutzbarmachung (z. B. greenwashing) und der standardisierten Vermittlung umzugehen und diese einzuordnen. Vorstellungen von Natur und Ideen über zukünftiges Zusammen- oder Überleben variieren und müssen sowohl in der akademischen und öffentlichen Debatte als auch bei der Erprobung in der Praxis einem ständigen Dialog und einer kritischen Prüfung unterzogen werden.

 

Oder?

Die Idee global normierter Wege zur Umweltbildung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung kann in diesem Sinne befragt und diskutiert werden. Partizipativ entwickelte, nachvollziehbare Vermittlung der komplexen Zusammenhänge und Kreisläufe zwischen Kultur und Natur, die allen ein Mitwirken ermöglichen, könnten Hinweise auf mögliche und notwendige Entwicklungen geben. 

 

WIE TEILNEHMEN?

Wir freuen uns auf viele weitere Ideen und (Forschungs-)Initiativen. Diese können beispielsweise inspiriert sein von der Umweltgeschichte, Bildung für die Zukunft, Öko-Feminismus, feministischen Disability Studies und Eco-Crip Theory. Wir freuen uns über jede Idee, die sich mit diesen oder ähnlichen Fragen z. B. in der Forschung, Lehre oder Third Mission beschäftigt. Bitte schickt uns/schicken Sie uns eine kurze E-Mail (evi.agostini@univie.ac.at), in der Ihr Eure Interessen/Ideen skizziert/Sie Ihre Interessen/Ideen skizzieren sowie das geplante Format Eures/Ihres Beitrags. Beispielsweise können dies kürzere Vorträge, Präsentationen, Posters sein, aber auch andere Formate, die sich für Eure/Ihre Ideen anbieten.

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Possible topics:

 

Concepts and practises regarding nature, culture, and sustainability

Worldwide, nature has great significance in educational traditions. On the one hand, it serves as a vanishing point that is supposed to prescribe forms of ‘natural’ learning. On the other hand, knowledge of the physical world has continuously gained importance over time, with moral, religious, economic, and political significance being attached to education about the natural world. At the same time, periodic concerns about the relationship between ‘man and nature’ have almost inevitably been followed by educational initiatives that sought to leave the solution to perceived problems, at least in part, to future generations. How can the cultural approaches to and concepts of nature be examined for their role in different educational systems? What methods are useful in this context? To what extent can we still fall back on the traditional humanities and social science methods in educational research? Will there be a need in the future for a reorientation towards, for example, the natural and life sciences? In short: how can educational sciences of sustainability be conceived of and implemented?

 

Ways of knowing, knowledge production, and sustainable epistemologies

The production of knowledge is both contextual and subject to power dynamics: Social, cultural, political and economic parameters have an impact on what we regard as legitimate and valuable knowledge. Various centrisms in the global history of knowledge production – European/‘Western’/‘Northern’, white, male, middle-class, able-bodied, etc. – have narrowed down the ways of knowledge acquisition and the nature of the knowledge to be acquired, with repercussions also on contents and processes of formal and nonformal learning. This epistemological and educational truncation has been accompanied by equally truncated understandings of human-environment relations, or of the interrelationship between culture and nature, with potentially severe consequences concerning questions of sustainability.

 

We would like to solicit ideas regarding e. g. the following questions:

 

  • How do formalised (e. g. curricular or school) knowledge and other types of knowledge interact, and what are the ramifications for sustainable ways of living?
  • How do (geo-)political dimensions of knowledge production shape and reproduce global and local epistemic inequalities, possibly eclipsing important perspectives on sustainability?
  • What does the (neo-)colonial nature of what is considered valid knowledge and good education entail for sustainable interactions between families, communities, and institutions (such as formal/non-formal educational settings), and what are the possibilities of decolonial education?

 

 

Diverse understandings and narratives of sustainability

 

Different facets of sustainability play a role in international, intercultural or e. g. transgenerational (research) perspectives and thought traditions.

 

Which other perspectives frame your research?

Questions related to what nature actually is, how the importance of protecting nature or understanding vulnerable contexts can be communicated in accordance with different learners' needs, or what meaning the use of nature-related terminology has in different languages or cultural spaces, and how traditions in harmony with or harnessing nature can be preserved or further developed are on the one hand of relevance to educational science. 

 

What other questions inspire your research?

On the other hand, there is a rising need to deal with and assess the consequences of economised, technologised and standardised approaches (e. g. greenwashing) and teaching. Ideas about nature and future coexistence and survival vary and need to be subjected to continuous dialogue both in the academic and public debates, and when being tested in practice.

 

Would you agree?

In relation to this, ideas of globally standardised notions of environmental education or education for sustainable development can be questioned. Participatory approaches to unravel the complexity of culture-nature interrelations and cycles, which enable everyone to participate, might be one way of tackling challenging developments. 

 

HOW TO PARTICIPATE?

We are looking forward to many more ideas and (research) initiatives. Inspiration may be drawn from, e. g., environmental history, education for the future, eco-feminism, feminist disability studies, and eco-crip theory. You are welcome to join and contribute with ideas relating to e. g. research, teaching, and/or third mission activities. If you wish to participate, please drop us a brief e-mail (evi.agostini@univie.ac.at) sketching your interest/idea and the form in which you would like to contribute. Forms may include e. g. brief talks, presentations, posters, or any other form that you deem appropriate.